Metrum, Versmaß und mehr
Metrum, Versmaß und noch mehr,
Wiegen in der Lyrik schwer.
Auftakt, Versfuß und der Schluss
Sind Dinge, die man wissen muss.
Versmaß / Metrum
Der Bericht ist jetzt ein wenig außerhalb des Zeitplans, aber da ich ohnehin für das Schreibnacht Forum schon etwas über Metrum, Versmaß etc. zusammengeschrieben habe, kann ich daraus nun auch einen Blog Beitrag machen. Immerhin bin ich mit großer Begeisterung auch Lyrikerin und will die Gelegenheit daher nutzen, dir ein wenig über den Aufbau von Gedichten, hier im Besonderen vom Metrum, dem Versmaß und Versfüßen zu berichten.
Silben
Das Versmaß oder auch Metrum genannt, gibt an, inwiefern die einzelnen Silben in einem Vers / einer Zeile betont sind. Eine Silbe bezeichnet dabei die kleinste metrische Einheit in einem Wort. Es gibt einsilbige und mehrsilbige Wörter. „Wort“ ist zum Beispiel einsilbig, während „Autor“ zweisilbig ist (Au | tor) und „Geschichte“ dreisilbig ist (Ge | schich | te).
Wenn du dir bei einem Wort unsicher bist, wie viele Silben es hat, kann es helfen, es langsam und laut auszusprechen. Meist macht man zwischen den einzelnen Silben automatisch eine kleine Pause. Hier sollte auch beachtet werden, dass für das Metrum die Sprechsilben gelten und nicht die Silbentrennung der Rechtschreibung.
Betonung
Eine Silbe kann nun betont oder unbetont sein. Betonte Silben werden i.d.R. lauter ausgesprochen, sie werden, wie der Name schon sagt, betont und somit hervorgehoben. Betonte Silben werden daher als Hebung bezeichnet. Im Folgenden werden sie durch ein x mit einem Punkt darüber (ẋ) dargestellt. Unbetonte Silben stellen logischer Weise das Gegenteil da und werden als Senkung bezeichnet. Sie werden mit einem x ohne Punkt darüber dargestellt.
Die Betonung erfolgt meist intuitiv. Hier jedoch ein paar Anhaltspunkte: Es gibt einige Silben am Wortanfang (so genannte Vorsilben), die fast nie betont werden. Hierzu zählen: „ent-“, „ge-“ und „ver-“. Ebenso gibt es einige Wortendungen, die nur sehr selten betont werden, wie z. B. „-e“, „-en“ und „-er“. Am besten kannst du feststellen, welche Silben betont werden, wenn du das Wort oder einen ganzen Vers oder Satz wieder laut aussprichst. Denn die Art des Satzes oder Verses kann die Betonung der einzelnen Silben ebenfalls beeinflussen, da man z. B. eine Aufforderung anders ausspricht als eine Frage.
Versfuß
Wenn man nun die Hebungen und Senkungen eines Wortes kennt, kann man sich mit dem Versfuß beschäftigen. Er bezeichnet die kleinste metrische Einheit. Es gibt vier verschiedene Versfüße: Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst. Theoretisch gibt es noch mehr, jedoch sind sie im Deutschen kaum bis gar nicht zu realisieren.
Jambus: Ein zweisilbiger Versfuß, der aus einer unbetonten und einer betonten Silbe besteht.
Beispielwort: Verstand –> Ver | stand (x ẋ)
Trochäus: Ein zweisilbiger Versfuß, der aus einer betonten und einer unbetonten Silbe besteht.
Beispielwort: Autor –> Au | tor (ẋ x)
Lustigerweise ist das Wort Jambus selbst ein Trochäus.
Daktylus: Ein dreisilbiger Versfuß, der aus einer betonten und zwei unbetonten Silben besteht.
Beispielwort: Federkiel –> Fe | der | kiel (ẋ x x)
Anapäst: Ein dreisilbiger Versfuß, der aus zwei unbetonten und einer betonten Silbe besteht.
Beispielwort: Zauberei –> Zau | be | rei (x x ẋ)
Wendet man das Ganze nun auf einen Vers / eine Zeile an, so entsteht die Aneinanderreihung mehrerer Versfüße und man hat das Metrum / Versmaß.
Beispiele
Beispiel für einen Jambus:
Ein Autor ging zu sich nach Haus (x ẋ | x ẋ | x ẋ | x ẋ)
Und zog sich da die Socken aus. (x ẋ | x ẋ | x ẋ | x ẋ)
Beispiel für einen Trochäus:
Dichter mögen es zu schreiben, (ẋ x | ẋ x | ẋ x | ẋ x)
Reime bis zum End zu treiben. (ẋ x | ẋ x | ẋ x | ẋ x)
Beispiel für einen Daktylus:
Sag mir die Wahrheit, so darfst du geh’n, (ẋ x x | ẋ x x | ẋ x x)
Lügst du mich an, so bleib besser steh’n. (ẋ x x | ẋ x x | ẋ x x)
Beispiel für einen Anapäst:
So ein Autor entspannt grad am Strand, (x x ẋ | x x ẋ | x x ẋ)
Und er schreibt mit dem Fuß in den Sand. (x x ẋ | x x ẋ | x x ẋ)
Auftakt
Doch es gibt noch mehr, den Auftakt. Diese Bezeichnung ist jedoch etwas umstritten, da sie aus der Musik stammt und auf Versfüße übertragen wurde. Beginnt ein Vers mit einer Hebung, so ist er auftaktlos. Beginnt er mit einer oder zwei Senkungen, so handelt es sich um einen Vers mit Auftakt, da alle Senkungen vor der ersten Hebung als Auftakt bezeichnet werden. Trochäische und daktylische Verse sind somit auftaktlos, jambische und anapästische Verse nicht. Der Auftakt, sofern vorhanden, besteht meist nur aus einer Senkung, unabhängig vom eigentlichen Metrum.
Kadenzen / Versschluß
Um das Thema zum Schluss zu bringen, möchte ich dir noch etwas über Kadenzen erzählen. Sie bezeichnen den Schluss eines Verses und wurden früher in männlich, weiblich oder reich eingeteilt. Mittlerweile werden sie eher als stumpf, klingend oder gleitend bezeichnet. Endet ein Vers auf eine Hebung, so gilt er als männlich / stumpf. Das Versende ist bestimmt, betont und eben stumpf. Endet der Vers hingegen auf eine Senkung, so wird es als weiblich und daher als weich und klingend bezeichnet. Wenn der Vers mit mehreren Senkungen endet, gilt das als reich / gleitend.
So, ich hoffe, ich konnte dir das Thema halbwegs verständlich rüberbringen. Aufgrund der vielen Begriffe (Versmaß, Versfuß, Metrum etc.) ist der Überblick glaube ich gar nicht so einfach.
Kennst du schon meinen Bericht über Gedichtarten oder meinen Beitrag „Gedichte – So schreibe ich„?
Liebe Grüße
Tenja Tales
Danke, sehr hilfreich für die kommende Arbeit 😀