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Die Schneiderin des roten Drachen

Komm mit mir in die alte Stadt,
Die eine besondere Schneiderin hat.
Mit blutrotem Faden stickt sie fein,
Den Drachenkopf ins Werk hinein.

Die Schneiderin des roten Drachen

Es ist Zeit für ein wenig Abwechslung und einen kleinen Ausflug in die Welt der Fantasie. Ich möchte dich in eine mittelalterliche Welt mitnehmen und dir eine kleine Geschichte erzählen, die ehrlich gesagt schon vor einiger Zeit entstanden ist. Es handelt sich dabei um ein Fundstück in meinen Schreibereien, welches mal im Zuge eines Rollenspiels entstanden ist und von einer Schneiderin handelt.

Die Schneiderin des roten Drachen

Das Werk war vollbracht und ihr neues Kleid war fertig. Nur ihr Zeichen fehlte noch auf dem unteren Teil des prachtvollen Kleides. Der kleine, meist rote Drachenkopf war mit der Zeit zu ihrem Symbol geworden und fand sich auf vielen ihrer Arbeiten wieder. Schon als sie noch ein kleines Kind war, faszinierten sie die Geschichten und Erzählungen über die Herrscher der Lüfte. Oft hatte sie im Wald von Merela an einen Baum gelehnt gesessen, in der Hoffnung irgendwann eines dieser Wunderwesen zu Gesicht zu bekommen. Zwar ging ihr Wunsch nicht in Erfüllung, jedoch förderten ihre Ausflüge ihre Verbundenheit mit der Natur. Im jugendlichen Alter hatte sie die Hoffnung auf den Anblick eines echten Drachen aufgegeben, jedoch blieben ihre Besuche in der Natur. Sie hatte viele Zeichnungen von den mächtigen Tieren gesehen und begann in der Ruhe des Waldes nun selbst, einige Zeichnungen anzufertigen. Ihr bestes Werk, der Kopf eines Drachen, wurde fortan zu ihrem Symbol.

Als sie mit der Lehre zur Schneiderin bei ihrer Mutter begann, konnte sie es nicht lassen, sich auf ihren eigenen Kleidungsstücken mit diesem Drachenkopf zu verewigen. Anfangs waren ihre Versuche wohl eine Beleidigung für jeden Drachen, doch mit der Zeit, viel Übung und Geduld, konnte sie sich mittlerweile auch öffentlich mit dem Symbol des roten Drachen auf ihren Gewändern sehen lassen. Schon vor sechs Jahren hatte ihre Mutter sie aus der Lehre in die große Welt entlassen und als eigenständige Schneiderin war seither viel durch Eremor gereist. Seit nun zwei Jahren lebte sie in Narla. Sie hatte Tag und Nacht gearbeitet und neben ihrem Können auch viel Überzeugungsarbeit an den Tag legen müssen, um sich hier einen Namen zu machen und um sich eine Unterkunft leisten zu können, die ihr auch als Schneiderei diente.

Mittlerweile hatte sie einige Stammkunden, von denen die meisten ihr auch gestatteten, dass sie ihren roten Drachenkopf aufstickte. Als Schneiderin des roten Drachen war sie daher bekannter, als unter ihrem wirklichen Namen: Myriel Tenaris.

Sie nahm einen hellblauen Faden zur Hand und fädelte ihn in die Nadel ein. Schnell und geschickt stickte sie den kleinen Drachenkopf auf das noch etwas heller blaue Kleid. Auch wenn der Drache auffallend war, so wollte sie hier dennoch etwas dezenter wirken und verzichtete auf das leuchtende Rot. Endlich nahm Myriel die Schere zur Hand und schnitt den letzten Faden entzwei. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie verschwand schnell hinter einem Vorhang, der ihrem Laden als Umkleide diente.

Rasch legte sie ihr altes Kleid ab und warf ihr neues Kleid über, welches sie für besondere Anlässe tragen wollte. Mit der Hand warf sie nun den Vorhang zur Seite und machte ein paar Schritte in Richtung ihres Spiegels, der direkt neben dem Vorhang an der Wand angebracht war. Mit den Händen hielt sie dabei vorne das lange Kleid etwas an, um nicht darüber zu stolpern. Noch bevor sie einen Blick in den Spiegel warf, griff sie schnell nach ein paar Haarnadeln, die sie sicher in ihren langen, goldbraunen Haaren befestigte und diese damit hochsteckte. Alles sollte passen, bevor sie sich in ihrem neuen Kleid begutachten wollte.

Jetzt war sie soweit und richtete ihren Blick auf den Spiegel. Schnell zeigte ihr Gesicht ein zufriedenes Lächeln. Das hellblaue Kleid hatte lange Arme, die oben eng anlagen und in Richtung der Hände immer weitläufiger wurden. Am Hals hatte es einen V ähnlichen Ausschnitt, der von ihrem Dekolleté so viel zeigte, dass man ihre silberne Kette begutachten konnte. Am Oberkörper lag das Kleid eng an und war mit einigen leicht dunkleren, blauen Mustern bestickt, die dem Kleid eine gewisse Eleganz verliehen. Es war sehr lang und verbarg ihre Füße, jedoch nicht so lang, dass der gute Stoff verschwenderisch über den Boden schlurfen müsste. Sie wurde in ihrer Betrachtung unterbrochen, als sie von draußen das Getrappel von Hufen vernahm.

Deine Meinung

Wie hat dir der kleine Ausflug zur Schneiderin des roten Drachen gefallen? Vielleicht wird es ja noch die Fortsetzung geben, in der du erfährst, was sich vor dem Laden abspielt.

Kennst du schon meine Berichte über das Fantasy-Kochbuch „Roter Drache in Aspik“ oder das Kartenspiel „Zum blauen Drachen„?

Liebe Grüße
Tenja Tales

2 COMMENTS

  1. Huhu meine Schöne!
    Ich bin total begeistert von deinen Fotos in diesem Blog.
    Ich kann es kaum erwarten, bis die Geschichte der Schneiderin des roten Drachen weitergeht.
    Außerdem bin ich gespannt, welche Geschichten/Erlebnisse noch in Deiner Familienwelt geschehen.
    Mach weiter so.

    • Hallo Martina,
      vielen Dank für deinen lieben Kommentar! Ich freue mich sehr, dass dir die Fotos und Beiträge bisher so gefallen! Es wird auf jeden Fall einen weiteren Teil von der Schneiderin des roten Drachen geben.
      Liebe Grüße
      Tenja Tales

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